AM36 – Brief an Walter Gropius
Wien, Dienstag, 20. September 1910
[Postskriptum:] Nichts Deiner sagen. –
Dienstag
Mein Verlobter –
Ja, ich gehöre Dir für alle Zeiten! Du[.] bist und bleibst \mein/ der Jüngling – mein Mann – was auch geschieht – wir wissen, dass unsre Seelen Eins sind, wenn es auch unsre Körper \! noch !/ nicht sein dürfen. – Ja – ich warte mit Deiner Sehnsucht auf unsre Erfüllung. Ich werde mich pflegen – – gegen Versuchungen bin
ich ohnedies gefeiht, [!] denn ich werde doch keine Semmeln stehlen, wenn ich Mannah [!] meine tägliche Kost nenne \weiß/: Deine Liebe zu mir! – Ich läch[l]e über jede Schmeichelei – oder gar Liebeserklärung. Dein letzter Brief ist das Süßeste – Schönste – Wonnevollste – das je meine Augen entziffert haben. —
Bleib’ mir so – so rein – so schön – so hold —.
Aber – lebe auch Deiner Gesundheit – Du bist
nicht sehr wohl gewesen – als ich Dich sah. —
Bringe Deine innere Maschine in Ordnung – ich meine die Verdauung – denn sie ist es nicht[.] – Iss wenig – leicht, mehllos – eine Zeit lang nur passirtes Gemüse – wenig Fett – kein Salat – kein rohes Obst. —
Arbeite – thue auch irgend etwas Körperliches, denn ich will meine geliebten Muscel noch gleich so
bubenhaft jung wieder haben. – Und ich will dasselbe thun. – Ich bin übrigens viel gesünder. Die „Kur“ in Tobelbad hat meine Nerven sehr beruhigt – ich bin kein ewig Suchender mehr. Mein Leben ist nicht mehr leer – ich habe Dich!
Ich küsse Deine süßen Lippen – ja – alles, was Du von mir geküsst haben willst. – Du mein Heiliges!! —
Deine Braut
Apparat
Überlieferung
, , , .
Quellenbeschreibung
2 Bl. (4 b. S.) – Briefpapier.
Beilagen
Umschlag, , – Neubabelsberg bei Berlin | Stahnsdorferstraße 83 | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 960, u 6k10): [1]/[1] [WIEN] 11 | 21.IX.10 – 7 | * o *; von WG mit einer 21. versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen); fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „[21.IX.1910]“.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
keine.
Datierung
Datiert durch AM und Poststempel: Dienstag vor dem 21. September 1910.
Übertragung/Mitarbeit
(Philipp Borkowitsch)
(Bettina Schuster)
Unleserlich durchgestrichener Buchstabe.
letzter Brief – aus dem Entwurf WG74 vom 17. oder 18. September 1910.
als ich Dich sah – in Wien.